Kommentar von Felicitas Hoppe
Zu den Fragen an sich selbst und zu ihren drei Poetikvorlesungen „Aufbruch: Ein Ausflug, nichts weiter“, „Fahrt: Fracht sein ist alles“ und „Heimkehr: Der Rest der Welt und ich“ kommentiert Felicitas Hoppe:
Aufbruch, Fahrt und Heimkehr. Wie reimt sich das? „Genau genommen“, schreibt Felicitas Hoppe, „spreche ich von drei Reisen auf einmal, die am Ende in eins fallen müssen: der Traum von der Reise erstens, die wirkliche Reise zweitens, ihre Erzählung drittens.“ Was war zuerst da? Die Reise oder der Traum davon? Reisen wir, weil wir erzählen wollen, oder erzählen wir, um nicht reisen zu müssen?
„In einen Sack gesteckt, um die Welt geschleppt, da haben Sie das ganze Abenteuer!“, kommentiert so prosaisch wie praktisch der Kapitän eines namenlosen Frachtschiffes in Hoppes Roman Pigafetta die Freuden und Leiden des Reisens. Und: „Abenteuer – was ist das?“, fragt wenig später in Hoppes Iwein das Ungeheuer den Ritter. Hoppes Antwort ist einfach: „Abenteuer ist nicht das, was wir suchen, sondern das, was uns begegnet!" Und sie ergänzt: „Fracht sein ist alles! Nicht Eroberer, Akteur seiner Reise sein, sondern Objekt statt Subjekt seiner Erzählung. Wie ein Brief, den man in den Kasten wirft, ein Päckchen, das auf die Reise geht und weder Absender noch Empfänger, nicht einmal seinen eigenen Inhalt kennt. Ich träume von nichts als der Freiheit des Reiters, dessen Pferd mehr weiß als er selbst.“
In Wahrheit ist Hoppe weit mehr als ein Brief, der seinen eigenen Inhalt nicht kennt. Ritter und Pauschalist, Kapitän und Matrose, Gast und Wirtin in einer Person, Kleiner Baedeker der Gegenwartsliteratur, kennt sie die Fallen des Reisens genau: In ihren Vorlesungen über Aufbruch, Fahrt und Rückkehr erzählt sie in Hamburg zum ersten Mal darüber, warum sie lieber schreibt als liest, lieber Gastgeberin als Gast ist und schon beim Aufbruch daran denkt, zurück zu kommen. Und dass Heimweh ein großes Thema ist. Weshalb sie bis heute vom Conzemiuszimmer träumt, jenem Raum, der in Wahrheit das Paradies ist, in dem wir für immer sesshaft werden.
In sieben Begegnungen gibt Felicitas Hoppe Auskunft über ihr Reisen und Schreiben, über Bewegung und Stillstand, über Sprechen und Schweigen, über das geographische Geheimnis der Ewigkeit und über den Versuch, am Ende aller Reisen durch Raum und Zeit tatsächlich über sich selbst zu sprechen.
Felicitas Hoppe