Die erste Gastprofessur für Interkulturelle Poetik an der Universität Hamburg ging im Sommersemester 2011 an Yoko Tawada, die unserer Stadt in besonderer Weise verbunden ist. Tawada publizierte zahlreiche Prosatexte, Gedichte, Essays, Theater- und Hörstücke in deutscher und japanischer Sprache und etablierte sich als gefeierte Gegenwartsautorin, die gerade aufgrund ihrer interkulturellen Schreibverfahren besondere Aufmerksamkeit erfuhr.
In drei eigens für ihre Lehrtätigkeit an der Universität Hamburg geschriebenen Vorlesungen entfaltete Tawada ihre Vorstellungen zu einer Interkulturellen Poetik, wobei bereits das Rahmenthema „Hamburg – Mein Hafen der Literatur“ verdeutlichte, dass sie auf den Hafen als literarischen Topos einen Schwerpunkt legte und sich besonders mit dem Wasser als Metapher für ihre fluide Sprachverwendung beschäftigte. Deshalb stellte sie zum Auftakt der Gastprofessur ihr literarisches Werk auch direkt am Wasser vor, im Maritimen Museum am Hamburger Hafen.
Zudem fand unter dem Titel „Fremde Wasser“ eine internationale wissenschaftliche Tagung zu Yoko Tawadas Interkultureller Poetik im Literaturhaus Hamburg statt, bei der die Autorin an den Diskussionen teilnahm und in einer Lesung zwei ihrer soeben erschienenen Bücher vorstellte. Sie diskutierte mit Studierenden und Dozentinnen und Dozenten bei einer für Publikum geöffneten Veranstaltung über die Ergebnisse von Seminaren und Schreibworkshops zu ihrem Werk.
Darüber hinaus experimentierte sie in einer Abschlussveranstaltung im Thalia Theater in der Gaußstraße gemeinsam mit der Pianistin Aki Takase in einer Performance mit Stimme, Klang und Musikalität ihrer Dichtung. In diesem Sommersemester gab es also vielfältige Gelegenheit, sich mit Yoko Tawada über ihre Literatur und Interkulturelle Poetik auseinanderzusetzen.
In diesem Sommersemester wird zum ersten Mal die von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius geförderte Hamburger Gastprofessur für Interkulturelle Poetik vergeben. Mit der Einrichtung dieser besonderen Poetikprofessur wird die Bedeutung der deutschsprachigen interkulturellen Literatur gewürdigt und das Selbstverständnis Hamburgs als weltoffene Stadt ›beim Wort‹ genommen. Eingeladen werden renommierte Autor/inn/en, die sich mit kulturdifferenten Erfahrungshorizonten und Wertorientierungen in ihren Werken beschäftigen und für die literarische Gestaltung von tiefgreifenden Veränderungsprozessen wie beispielsweise infolge von Migration, Mauerfall und Globalisierung neue Ausdrucksformen finden. Sie setzen sich in ihren Vorlesungen im Rahmen der Gastprofessur an der Universität Hamburg mit dem Potential der ästhetischen Inszenierung von Interkulturalität auseinander und stellen zusätzlich an verschiedenen Orten der Stadt – am Hafen, im Literaturhaus, im Theater – themenzentriert ihre literarischen Texte vor, um sowohl mit Studierenden als auch der interessierten Öffentlichkeit ins Gespräch zu kommen. Dabei wird es unweigerlich auch um Ideen zu einer kosmopolitischen Kultur gehen, in der die Auseinandersetzung mit Interkulturalität zentrale Bedeutung für ein neues Miteinander gewinnt.
Yoko Tawada
Hamburger Gastprofessorin für Interkulturelle Poetik
Die erste Gastprofessur für Interkulturelle Poetik an der Universität Hamburg geht im Sommersemester 2011 an Yoko Tawada, die unserer Stadt in besonderer Weise verbunden ist. Sie wurde 1960 in Tokio geboren, reiste im Alter von 19 Jahren mit der transsibirischen Eisenbahn nach Deutschland, studierte Germanistik an der Hamburger Universität und promovierte hier zur Sprachmagie in der europäischen Literatur. Bereits 1987 erschien eine ursprünglich auf Japanisch verfasste Sammlung ihrer Prosastücke und Gedichte in deutscher Übersetzung unter dem Titel Nur da wo du bist da ist nichts. Seitdem hat Tawada in dichter Folge zahlreiche Prosatexte, Gedichte, Essays, Theater- und Hörstücke in deutscher und japanischer Sprache publiziert und sich als gefeierte Gegenwartsautorin etabliert, die gerade aufgrund ihrer interkulturellen Schreibverfahren besondere Aufmerksamkeit erfuhr. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den Förderpreis für Literatur (1990) und das Stipendium zum Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg (1993), den Adelbert-von-Chamisso-Preis (1996) und die Goethe-Medaille (2005), um nur einige zu nennen. In Tawadas knappen wie konzentrierten Texten, die nicht selten zwischen poetischen, essayistischen und traktathaften Schreibformen changieren, geht es immer auch um die Erkundung der Möglichkeiten und Grenzen von Sprache. Durch ungewöhnliche Wortgefüge und Satzkonstruktionen werden konventionalisierte Bedeutungen und vertraute Konnotationen in fremdartige oder widerständige Figurationen verwandelt, die der erneuten Erschließung bedürfen. Von daher lässt sich Tawadas Literatur sowohl als fortgesetzte Sprachbefragung wie auch als kreatives Schreibspiel mit Ausdrucksweisen, Klangformen und Bedeutungskomplexen im Dienste neuer Sprachschöpfungen verstehen. Denn wie keine andere Autorin der Gegenwartsliteratur entwirft sie mit ihrem dichterischen Schreiben auch eine Interkulturelle Poetik. So wird Tawada in drei eigens für ihre Lehrtätigkeit an der Universität Hamburg geschriebenen Vorlesungen ihre Vorstellungen zu einer Interkulturellen Poetik entfalten, wobei bereits das Rahmenthema der Reihe – Hamburg: Mein Hafen der Literatur – verdeutlicht, dass sie auf den Hafen als literarischen Topos einen Schwerpunkt legt und sich besonders mit dem Wasser als Metapher für ihre fluide Sprachverwendung beschäftigen wird. Deshalb stellt sie zum Auftakt der Gastprofessur ihr literarisches Werk auch direkt am Wasser vor, im Maritimen Museum am Hamburger Hafen. Zudem findet unter dem Titel Fremde Wasser eine internationale wissenschaftliche Tagung zu Yoko Tawadas Interkultureller Poetik im Literaturhaus Hamburg statt, bei der die Autorin an den Diskussionen teilnimmt und in einer Lesung zwei soeben von ihr erschienene Bücher vorstellt. Sie diskutiert mit Studierenden und Dozenten bei einer für Publikum geöffneten Veranstaltung über die Ergebnisse von Seminaren und Schreibworkshops zu ihrem Werk. Darüber hinaus wird sie in einer Abschlussveranstaltung im Thalia Theater in der Gaußstraße gemeinsam mit der Pianistin Aki Takase in einer Performance mit Stimme, Klang und Musikalität ihrer Dichtung experimentieren. In diesem Sommersemester wird also vielfältige Gelegenheit geboten, sich mit Yoko Tawada über ihre Literatur und Interkulturelle Poetik auseinander zu setzen.