Zur Person
Mit Zafer Şenocak ist ein Autor als Gastprofessor an der Universität Hamburg, der für sein in viele Sprachen übersetztes Werk u. a. den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (1988), den Preis des Literarischen Colloquiums Berlin (1988) und den Preis der Helga und Edzard Reuter-Stiftung (2014) erhielt; der bereits eine Max Kade-Gastprofessur am Massachusetts Institute of Technology, Boston (1997) und eine Gastprofessur an der University of California, Berkeley (2003) innehatte sowie „Writer in Residence“ am Dartmouth College, New Hampshire (1999) und am Oberlin College, Ohio (2000) war als auch „Poet in Residence“ an der Universität Duisburg-Essen (2007). Die Texte Şenocaks erfahren im englischsprachigen Raum breite Rezeption und Wertschätzung und zählen zum Kanon der German Studies in Amerika. In Deutschland kann sein umfängliches Werk zumindest in Teilen noch als Geheimtipp gelten. Dabei zählt Zafer Şenocak zu den bedeutendsten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und wichtigsten Stimmen in der Debatte um die Veränderung Deutschlands im Zeichen von Immigration und Fluchtbewegungen.
Şenocak wurde 1961 in Ankara geboren, wuchs in Istanbul auf und kam im Alter von neun Jahren mit seinen Eltern nach München, wo er später Germanistik, Philosophie und Politik studierte. Seit 1989 lebt er als freier Schriftsteller in Berlin und publiziert in deutscher und türkischer Sprache. Bereits in jungen Jahren schrieb er Gedichte, Essays und Erzählungen, übersetzte türkische Autoren ins Deutsche, gab die von ihm mitbegründete mehrsprachige Literaturzeitschrift „Sirene“ heraus und realisierte mit dem Künstler Berkan Karpat theatrale Projekte. Er ist vom Fernsehen als Kommentator zur aktuellen Lage in der Türkei und in Deutschland gefragt, schreibt kulturpolitische und literarische Essays für große Tageszeitungen und Features für Radiosender zu inter- und transkulturellen Fragestellungen, wie beispielsweise zum Verhältnis von Orient und Okzident, zu Türkei und Europa oder zur türkischen Literatur. In seinen Essaysammlungen „Zungenentfernung: Bericht aus der Quarantänestation“ (2001) und „Das Land hinter den Buchstaben. Deutschland und der Islam im Umbruch“ (2006) sowie in seinem Buch „Deutschsein. Eine Aufklärungsschrift“ (2011) setzt sich Şenocak kritisch mit den Debatten um Migration, Flucht und Integration auseinander.
Şenocaks Werk ist außerordentlich vielseitig und umfasst in deutscher Sprache Gedichtbände wie „Elektrisches Blau“ (1983), „Verkauf der Morgenstimmungen am Markt“ (1983), „Flammentropfen“ (1985), „Ritual der Jugend“ (1987), „Das senkrechte Meer“ (1991), „Fernwehanstalten“ (1994), „Übergang“ (2005) oder „Geteilte Mündung“ (2011) als auch die Erzählsammlungen „Der Mann im Unterhemd“ (1995) und „Die Prärie“ (1997) sowie die Romane „Gefährliche Verwandtschaft“ (1998) und „Der Erottomane“ (1999). Seinen soeben erschienenen Roman „In deinen Worten. Mutmaßungen über den Glauben meines Vaters“ (2016) stellt Zafer Şenocak im Rahmen seiner Gastprofessur im Literaturhaus Hamburg vor.